„APOTHECARY (Pt. 1)“ von Lusaint
- CARL

- 26. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Lusaints „Apothecary (Pt. 1)“ fühlt sich an wie das Betreten eines sorgfältig ausgeleuchteten Raumes, in dem jeder Schatten eine Geschichte trägt und jeder Lichtstrahl neue Anfänge andeutet. Über vier Titel hinweg fängt die EP das empfindliche Gleichgewicht zwischen Verletzlichkeit und Stärke ein und bietet eine Klanglandschaft, die zugleich intim und weitläufig wirkt. Schon mit den ersten Tönen werden die Zuhörer in Lusaints gefühlvolle Welt hineingezogen eine, die sowohl den Schmerz der Erinnerung als auch den Reiz des Neubeginns umarmt. Der Opener „Lie To Yourself“ setzt den Ton mit kühner Unmittelbarkeit. Die funkelnde Instrumentierung und der pulsierende Rhythmus bieten die perfekte Grundlage für Lusaints Stimme, die mühelos zwischen schmerzlicher Beichte und befreiendem Aufschwung wechselt.
Der Song erzählt nicht nur eine Geschichte von Herzschmerz er verkörpert die widersprüchliche Energie, an jemandem festzuhalten und gleichzeitig zu lernen, loszulassen. Es ist eine Hymne für Nächte, in denen die Wahrheit zu schwer wiegt, aber der Körper trotzdem darauf besteht, zu tanzen. „Joking“ schlägt einen anderen Ton an und liefert einen zurückgenommenen Groove, eingebettet in scharfsinnige Lyrik. Hier schneidet Lusaints Phrasierung mit Präzision, jede Zeile trägt gleichermaßen Witz und Müdigkeit. Der Track lebt von seinem Kontrast: oberflächlich verspielt, doch von Melancholie durchzogen. Er ist ein Beweis für Lusaints Fähigkeit, mehrere Bedeutungsschichten in ihre Musik zu verweben und sicherzustellen, dass jeder Durchlauf etwas Neues offenbart.

Das strahlende Herzstück der EP, „Neon Lights“, zeigt Lusaint von ihrer cineastischsten Seite. Die Produktion wirkt wie eine Stadt bei Nacht lebendig, elektrisierend, doch von Einsamkeit berührt. Ihre Stimme funkelt über atmosphärischen Akkorden und beleuchtet Momente der Klarheit im Chaos. Es ist ein Stück, das nicht nur eine Szene malt, sondern den Hörer in die schwindelerregende Schönheit flüchtiger Begegnungen und der Sehnsucht, die sie hinterlassen, eintauchen lässt. „Summertime“ beschließt das Projekt mit Wärme und Nostalgie und führt die Reise zu einem runden Ende. Die jazzgeprägte Leichtigkeit ruft verschwommene Abende und halb vergessene Versprechen hervor, doch durch jede Note zieht sich ein Gefühl der Erneuerung.
Anders als die bittersüßen Töne der vorherigen Songs schenkt dieser Track ein sanfteres Leuchten ein Hauch von Frieden, als wäre Lusaint endlich bereit, tief durchzuatmen und nach vorn zu treten. Zusammen formen diese vier Songs mehr als nur eine EP; sie erschaffen ein Übergangsritual „Apothecary (Pt. 1)” handelt nicht einfach von Herzschmerz, sondern von Verwandlung davon, Schmerz als eine Art Medizin zu nutzen, um zu heilen, sich neu zu formen und Möglichkeiten neu zu erträumen. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme und der Fähigkeit, zeitlose Jazz-Einflüsse mit modernen Soul-Texturen zu verbinden, etabliert sich Lusaint als eine der fesselndsten Geschichtenerzählerinnen Großbritanniens. Diese EP erinnert daran, dass selbst im Nachhall von Verlust Schönheit mit eindringlicher Intensität erblühen kann.
SCHRIFTSTELLER: Carl





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