„GROSS“ von Jared Bond
- CARL

- 11. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Sept.

Jared Bonds neue Single „Gross“ erscheint wie ein Aufruf, geschärft durch persönliche Überzeugung und gelebte Erfahrung. Mit einem Leben zwischen Krankenhausstation und Proberaum kanalisiert Bond sowohl Erschöpfung als auch Dringlichkeit in eine bissige Kritik an unkontrolliertem Reichtum und den krassen Ungerechtigkeiten des Gesundheitssystems. Was leicht nur eine weitere Indie-Rock-Hymne hätte sein können, fühlt sich stattdessen wie eine Abrechnung an zu gleichen Teilen gesellschaftlicher Kommentar und persönliche Katharsis. Geboren und aufgewachsen in Kansas City, war Bond nie ein Fremder auf der Bühne. Seine frühen Jahre mit Josephine Collective positionierten ihn als Schlagzeuger mit einem Gespür für energiegeladene Performances und brachten internationale Aufmerksamkeit, als die Band bei Warner Brothers unter Vertrag genommen wurde. Diese Erfahrung legte sein künstlerisches Fundament, doch das Leben führte ihn in eine andere Richtung, als der unerbittliche Mahlstrom der Musikindustrie mit der Verantwortung für seine Familie kollidierte.
Die Pflege wurde zu seiner zweiten Berufung, bot Stabilität, stellte ihn jedoch täglich vor die Risse in einem System, das Profit über Menschen stellt. Es ist genau dieser Blickwinkel halb Künstler, halb Frontarbeiter, der „Gross“ eine solche Wucht verleiht. Die Texte wirken erlebt statt erdacht, eine Stimme, die aus den Schützengräben eines Systems spricht, das von Unternehmensgier übermannt ist. Anstatt sich auf vage Floskeln zu verlassen, benennt Bond den Verfall klar und unverblümt und webt seine Frustration in Melodien, die gleichermaßen giftig wie verletzlich sind. Hier gibt es keine Fassade; jede Note scheint direkt aus der Erfahrung herausgeschnitten. Musikalisch pulsiert der Track mit der Dringlichkeit des Indie-Rock der frühen 2000er, trägt dabei jedoch eine zeitlose Rauheit. Die geschichteten Harmonien und das unbeirrbare Rhythmusfundament wirken wie der Herzschlag eines Protests, während die kantigen Gitarrenriffs Unruhe in Klang verwandeln.
Der Einfluss klassischer Rockgrößen wie The Beatles blitzt in der melodischen Struktur auf, doch Bond geht es nicht um Nostalgie er nutzt diese vertrauten Texturen, um eine Botschaft zu rahmen, die aktueller nicht sein könnte. „Gross“ mehr als nur ein Song es ist eine Stellungnahme eines Künstlers, der sich weigert, seine Identitäten als Pfleger und Musiker voneinander zu trennen. Jared Bond verwandelt Wut in Resonanz, Frustration in Rhythmus und Kritik in Kunst. Dabei erschafft er ein Musikstück, das die Hörer nicht nur zum Mitwippen einlädt, sondern sie dazu herausfordert, sich mit den Realitäten auseinanderzusetzen, die er täglich sieht. Es ist ein schonungsloses, leidenschaftliches Werk, das beweist, dass Musik noch immer eines der stärksten Werkzeuge für Widerstand und Erneuerung ist.
SCHRIFTSTELLER: Carl











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