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„Intertwined b/w Intertwined (Acoustic)” von Delta of Venus

  • Autorenbild: CARL
    CARL
  • 21. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Mit ihrer neuen Veröffentlichung „Intertwined b/w Intertwined (Acoustic)” baut Delta of Venus auf dem träumerischen Fundament ihrer Debütsingle „Disengaged b/w Slipping” auf. Diesmal tauchen sie noch tiefer in emotionale und klangliche Sphären ein und präsentieren zwei Versionen eines Songs, der sich mit der Frage beschäftigt, wie man in einer zerrissenen Welt menschliche Nähe und Mitgefühl bewahren kann. Was zunächst als klassische Shoegaze-Nummer beginnt, entwickelt sich über die akustische Neuinterpretation zu einem bewegenden Zwiegespräch – zwei Versionen, die sich gegenseitig ergänzen und neue Perspektiven eröffnen. „Intertwined“ ist mehr als nur ein Lied – es ist eine kontemplative Auseinandersetzung mit Empathie. Inhaltlich geht es darum, Mitgefühl für Menschen zu empfinden, denen man nie begegnet ist – eine zarte Idee, die inmitten des modernen Chaos beinahe utopisch wirkt. Doch anstatt diese Botschaft direkt zu formulieren, lässt Delta of Venus die Musik sprechen. Die Komposition hüllt den Hörer in eine dichte, atmosphärische Klanglandschaft – durchzogen von fließenden Gitarrentexturen, dezentem, aber wirkungsvollem Schlagzeugspiel und einem Bass, der das emotionale Rückgrat des Stücks bildet.


Gitarrist Ellery Twining führt durch die Klangwelt des Songs, indem er schwebende Gitarrenschichten übereinanderlegt, die sich wie Nebel über die Struktur legen. Das Klangbild folgt klassischen Shoegaze-Merkmalen – reichlich Hall, weiche Übergänge, verträumte Dynamik – doch statt den Hörer zu überfordern, öffnet sich der Song mit Bedacht und Tiefe. Jeder Moment bekommt Raum zum Atmen. Mat Tarbox am Bass sorgt für eine stabile Basis, die sich durch das schimmernde Klanggeflecht zieht, während das Schlagzeug im Hintergrund einen subtilen Puls erzeugt. Die Gesangslinien sind sanft, fast flüsternd und wirken wie ferne Gedanken, die gerade erst an die Oberfläche treten – mehr Gefühl als Aussage, mehr Stimmung als Erklärung.



Die eigentliche Überraschung liefert jedoch die akustische Version – ursprünglich als Scherz in einer Probe geäußert, dann aber ernsthaft umgesetzt und in ihrer Wirkung umso überzeugender. Während die Originalversion ein weites, fast kosmisches Klanguniversum entwirft, bringt die akustische Variante den Song auf den Boden zurück. Die Effekte weichen warmem, holzigem Gitarrenspiel, das die emotionale Substanz des Stücks noch klarer hervortreten lässt. In dieser reduzierten Form wird „Intertwined“ noch verletzlicher. Die Botschaft von Mitgefühl – zuvor in Hall und Gitarrenschichten gehüllt – tritt nun direkt ins Licht. Die akustische Gitarre schafft Nähe, der Text gewinnt an Deutlichkeit, und das Lied verwandelt sich in einen stillen Moment der Selbstreflexion. Wo die elektrische Version nach außen wirkt, richtet sich die akustische Version nach innen.


Was dieses Single-Doppel besonders macht, ist das Zusammenspiel beider Versionen. Sie sind keine bloßen Alternativen, sondern parallele Erlebnisse. Die eine weitet den Blick, die andere öffnet das Herz. Gemeinsam zeigen sie, wozu Delta of Venus fähig ist – nicht nur musikalisch, sondern auch emotional und konzeptionell. Mit „Intertwined b/w Intertwined (Acoustic)” beweist die Band, dass sie mehr ist als nur ein weiteres Shoegaze-Projekt. Sie sind klangliche Geschichtenerzähler, die den Mut haben, Konventionen zu hinterfragen und dabei stets dem Menschlichen treu zu bleiben. In einer Welt voller Lärm schenken sie uns einen Moment der Stille, der Erinnerung, der Verbindung – und erinnern uns daran, dass wir alle miteinander verflochten sind.




SCHRIFTSTELLER: Carl

 
 
 

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