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Rezension zur Debüt-EP „L“ von JILIAAN

  • Autorenbild: CARL
    CARL
  • 21. Juni
  • 2 Min. Lesezeit
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JILIAANs „L“ ist mehr als nur eine EP – es ist ein emotionales Erlebnis. Mehr als ein Debüt fühlt es sich an wie das Aufschlagen eines persönlichen Tagebuchs, verwandelt in Musik, die nicht um Aufmerksamkeit bittet, sondern gefühlt werden will. Aus Berlin stammend und mit tiefen Wurzeln in Hamburg, wo die EP aufgenommen wurde, stellt sich JILIAAN nicht nur als Singer-Songwriterin vor, sondern als furchtlose Erzählerin emotionaler Wahrheiten. Von der ersten Note an wirkt „L“ intim – wie Musik, die in den stillen Stunden der Nacht geschrieben wurde, wenn niemand mehr wach ist und die Erinnerungen zu schwer auf der Brust liegen. Im Mittelpunkt stehen JILIAANs gefühlvolle Pianolinien, unverkennbar geprägt von ihrer Liebe zu Chopin. Doch hier handelt es sich nicht um klassische Musik im traditionellen Sinn. Vielmehr verbindet sie diese zeitlosen Melodien mit üppigen, filmreifen Streicharrangements und einer Gesangsperformance, die die emotionale Tiefe von Künstlerinnen wie Adele oder die moderne Coolness von Sam Smith und Jorja Smith in sich trägt.


Was „L“ so besonders macht, ist seine schonungslose Ehrlichkeit. Diese Songs sind keine glattpolierten Produktionen, die Eindruck schinden wollen – sie liegen offen da, roh und verletzlich. JILIAAN besingt Trauma, Einsamkeit und die leisen Zerbrechlichkeiten des eigenen Innenlebens. Und doch zieht sich durch all diese Schwere ein feiner Humor, subtil und selbstironisch. Sie erzählt nicht nur von Schmerz – sie begegnet ihm mit einem Lächeln, das mehr über Überlebenskunst sagt als jedes pathetische Finale. Gerade dieser Wechsel zwischen tiefer Verletzlichkeit und augenzwinkernder Selbstironie verleiht der EP ihr eigenes Gewicht. Auch textlich überzeugt JILIAAN mit Präzision. Ihre Worte schweben nicht bedeutungslos im Raum – sie treffen.


Jede Zeile fühlt sich an wie eine kleine, ehrliche Erkenntnis, die nicht in Plattitüden ausweicht, sondern genau hinsieht. Persönlich, ja – aber immer auch universell: der Wunsch, gesehen zu werden, die stille Sehnsucht nach Verbundenheit, die kleinen, rettenden Momente des Alltags. Diese Songs erzählen nicht zwangsläufig deine Geschichte – und doch erkennst du dich darin wieder. Die Produktion, aufgenommen in ihrer Heimatstadt Hamburg, unterstreicht diese Echtheit. Es klingt handgemacht, organisch, ehrlich. Auch wenn Streicher anschwellen oder Harmonien sich verdichten – nichts wirkt überproduziert oder künstlich. Im Mittelpunkt steht stets das, worum es hier wirklich geht: Gefühl. Echtheit. Berührbarkeit.


Was „L“ so nachhaltig wirken lässt, ist gerade das Fehlen falscher Lösungen. Hier gibt es keinen großen Befreiungsmoment, kein pathetisches Happy End. Stattdessen schenkt JILIAAN dem Hörer etwas viel Wertvolleres: Akzeptanz. Diese Musik setzt sich zu dir, wie ein Freund, der dich nicht reparieren will – sondern einfach bleibt. Mit „L“ beweist JILIAAN, dass sie mit Ehrlichkeit, emotionaler Intelligenz und künstlerischer Tiefe ihren eigenen Weg geht. Dies ist erst der Anfang einer musikalischen Reise, die noch viel verspricht. „L“ ist nicht nur eine Ankunft – es ist eine Einladung zu echter Verbindung durch Musik.




SCHRIFTSTELLER: Carl

 
 
 

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