„MY AIMA LATINA“ von Michellar
- CARL

- 21. Aug.
- 2 Min. Lesezeit

Michellars bevorstehende EP „My Alma Latina“ ist mehr als nur eine Sammlung von Liedern – sie ist ein sorgfältig verwobenes Narrativ von Identität und Geist. Jeder Track wirkt wie eine Anrufung, getragen vom Gewicht des Ahnenwissens und zugleich geöffnet für moderne Ausdrucksformen. Das Werk zeigt ihre Fähigkeit, Tradition zu ehren und sie gleichzeitig neu zu erfinden eine Balance zwischen Ehrfurcht und Erneuerung. Schon mit den ersten Tönen lädt die EP die Hörer in einen Raum ein, der gleichermaßen zutiefst persönlich wie universell ist. Das Herzstück dieses Projekts liegt in seiner kulturellen Dualität. Mit Wurzeln, die sowohl nach Spanien als auch auf die Philippinen reichen, erschafft Michellar eine klangliche Palette, reich an Rhythmus, Melodie und Geschichte. Ihre ausdrucksstarke Stimme führt durch diese hybride Klanglandschaft, wechselt zwischen betender Zartheit und feuriger Leidenschaft.
Diese Wandlungsfähigkeit spiegelt das Hin und Hergerissensein ihrer Herkunft wider und hebt die Schönheit hervor, von mehreren Traditionen geprägt zu sein, ohne eine von ihnen zu verwässern. Stücke wie „Ave Maria“ verdeutlichen ihr Talent, das Sakrale in etwas zutiefst Menschliches zu verwandeln. Anstatt es als fernes Kirchenlied zu präsentieren, nähert Michellar sich dem Stück wie einem lebendigen Gespräch mit dem Glauben einem, das über religiöse Grenzen hinaus Resonanz findet. „Samba with Me“ hingegen sprüht vor Bewegung und Lebensfreude, zieht die Hörer hinein in den gemeinschaftlichen Geist von Tanz, Lachen und Zusammengehörigkeit. Mit „The Deep“ eröffnet sie schließlich eine Phase der Innenschau, ein Innehalten, in dem Emotionen wie Wellen aufsteigen und sanft wieder abebben. Die Produktion, unter der Leitung von Lloyd Miller in den Spirit Song Studios, ist klar und doch organisch, mit bewusst gelassenem Raum für Atem und Textur.

Die Instrumente wirken lebendig: Gitarrensaiten erklingen warm, Percussion tanzt präzise, und die Gesangsharmonien hüllen den Hörer wie weiches Tuch ein. Dass in San Francisco, Austin und London aufgenommen wurde, verleiht der Musik zusätzliche geografische Ebenen und macht jeden Track ortsungebunden. Dieses kosmopolitische Vorgehen spiegelt die universelle Qualität ihrer Vision wider. Besonders bemerkenswert an „My Alma Latina“ ist die Art und Weise, wie Gebet nicht nur als religiöser, sondern auch als kultureller Akt verstanden wird. Michellar positioniert Musik als Form der Hingabe sei es an Familie, an Ahnen, an Gemeinschaft oder an die Liebe selbst. So wird die EP zu mehr als Unterhaltung: Sie ist Ritual, Zeremonie und Opfergabe zugleich.
Ihr Erzählen geht über reine Autobiografie hinaus und greift nach etwas Größerem nach der gemeinsamen Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Harmonie, die das Menschsein prägt. Letztlich ist „My Alma Latina“ ein mutiger erster Schritt, der zugleich geerdet und transzendent wirkt. Michellar veröffentlicht nicht einfach Lieder; sie präsentiert ein Werk, das Seele mit Erde, Rhythmus mit Herkunft und Klang mit Stille verbindet. Diese EP trägt eine seltene Aufrichtigkeit in sich eine, die Hörer innehalten, reflektieren und bewegen lässt. Sie ist ein Fest der Identität, ein Akt der Resilienz und eine offene Einladung an alle, die bereit sind, mit Herz und Geist zuzuhören.
SCHRIFTSTELLER: Carl





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