„PEOPLE JUST FLOAT” von Steel & Velvet
- CARL

- 1. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Steel & Velvet kehren mit „People Just Float” zurück einem Projekt, das die traditionellen Grenzen des Folk-Rock-Erzählens sprengt. Diese sechsteilige EP wirkt weniger wie eine bloße Sammlung von Liedern, sondern vielmehr wie eine lebendige, atmende Erzählung eine filmische Odyssee, die Klang, Stille und Trauer miteinander verschmelzen lässt. Die Band, bekannt für ihre emotionale Sensibilität und ihr handwerkliches Feingefühl, erweckt die Geschichte von Joshua zum Leben einem Mann, der von Einsamkeit und Erlösung geprägt ist. Wo Orphan’s Lament als Prolog diente, enthüllt „People Just Float” nun das Herzstück seiner Reise zugleich zart, tragisch und seltsam tröstlich. Schon die ersten Momente der Platte ziehen den Hörer in eine Welt hinein, die gleichermaßen karg wie lebendig wirkt. Die Instrumentierung von Steel & Velvet ist minimalistisch, aber eindringlich sie ruft die weite Stille der Natur hervor und den zerbrechlichen Pulsschlag menschlicher Verbundenheit. Johann Le Roux’ Stimme fungiert sowohl als Führer als auch als Bekenntnis, seine Tonlage trägt den Schmerz der Erfahrung und die stille Kraft der Akzeptanz.
Jeder Anschlag, jeder Atemzug wirkt bewusst gesetzt wie ein Künstler, der Licht über Schatten malt. Dies ist kein Werk, das nach Perfektion strebt, sondern eines, das die Unvollkommenheit als seine wahrhaftigste Qualität begreift. Einer der faszinierendsten Aspekte dieser EP ist, wie Steel & Velvet bekannte Klassiker durch ihr eigenes emotionales Prisma neu interpretieren. Songs, die einst von kraftvoller Energie lebten, erscheinen hier in eindringlicher Intimität, ihr Wesen auf reine Emotion reduziert. „Ring of Fire“ legt seine feurige Bravour ab und verwandelt sich in etwas Sanfteres Liebe als Wärme, nicht als Flamme. „Silver“, ein Duett zwischen Johann und seiner Tochter Jade, ist fast unerträglich schön, der Kontrast ihrer Stimmen symbolisiert sowohl Verbundenheit als auch Verlust. Diese Momente zeigen das außergewöhnliche Talent der Band, Vertrautes neu zu gebären bedeutungsvoll, aber frei von jeder Künstlichkeit.

Im Verlauf der Erzählung wird Joshuas Isolation zum Sinnbild der universellen Suche nach Frieden inmitten des Chaos. „Lake of Fire“ knistert vor Spannung ein Unterstrom aus Verwirrung und Sehnsucht, der in ein kathartisches Aufbrechen mündet. Der abschließende Titel „In Heaven“, gesungen allein von Jade, schwebt wie ein Nachbild ätherisch, transzendierend und erschütternd still. Es ist, als würde die Geschichte ihren letzten Atemzug ausstoßen, ohne Abschluss, aber mit stiller Hingabe. Jedes Lied wirkt wie ein Kapitel eines intimen Tagebuchs, versiegelt in Melodie und Nebel. Begleitet wird die Musik von einem Kurzfilm unter der Regie von Loïc Moyou, der die Erzählung der EP auf eindrucksvolle Weise visuell verstärkt. Die Geschichte von Joshua und der geheimnisvollen Frau im Wald entfaltet sich in Fragmenten Momenten der Stille, flüchtigen Augenblicken von Wärme und Schatten der Reue.
Die Kameraführung spiegelt die klangliche Ästhetik der Band wider: spärlich, strukturiert und zutiefst menschlich. Durch die Verbindung von visueller und musikalischer Erzählkunst wird „People Just Float” zu einem Erlebnis, das die Grenzen des Formats überwindet eine Verschmelzung von Klanglandschaft und Seele. Letztlich ist „People Just Float" ein Triumph emotionaler Ehrlichkeit ein Folk-Rock-Requiem über Verbundenheit und Vergänglichkeit. Steel & Velvet haben etwas geschaffen, das lange nach dem Verklingen des letzten Tons nachhallt: eine Meditation über Liebe, Verlust und die seltsame Gnade des Loslassens. Es ist selten, Musik zu begegnen, die so lebendig wirkt, so bewusst ihrer eigenen Zerbrechlichkeit. Mit dieser Veröffentlichung führt die Band nicht nur Joshuas Geschichte fort sie erinnert uns zugleich an unsere eigene.
SCHRIFTSTELLER: Carl





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