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,,RATBUG JOY” von The New Citizen Kane

  • Autorenbild: CARL
    CARL
  • 16. Juli
  • 2 Min. Lesezeit
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The New Citizen Kane’s neueste Single „Ratbag Joy“ fühlt sich an wie ein elektrischer Sturm in Neon gefangen. Schon mit dem ersten Ton wird man in eine Welt gezogen, in der man nicht weiß, ob man tanzen oder sich seinen Dämonen stellen soll. Kane hat ein Paradoxon aus euphorischem Chaos geschaffen – Beats, die mit hemmungsloser Energie pochen, während die darunterliegenden Worte direkt ins Mark treffen. Diese Reibung macht den Song so unvergesslich. Der Groove ist clubtauglich, die Ehrlichkeit schneidet tief, alles verpackt in einen Glanz aus Glitzer und Dreck. Auffällig ist, wie Kane nie zulässt, dass der Hörer sich zu sicher fühlt. Kaum will man sich in die Synth-Hooks fallen lassen, reißen einen die Texte wieder hoch. Zeilen über „Sünden hoch auf einer Fahrt durchs tiefe Viertel“ bleiben lange nach dem letzten Bassschlag hängen. Die Beichten sind schonungslos hässlich, aber in ein schimmerndes Soundgewand gehüllt, das einen auffordert, weiter zu tanzen. Es ist Eskapismus, der dir keine Flucht gönnt. Diese Spannung ist der Motor von „Ratbag Joy“ ein Dance-Track, der dich gleichzeitig berauscht und beunruhigt zurücklässt.


Die Produktion trieft nur so vor Absicht. Jeder Beat, jede Hall-Schicht wirkt wie eine Tarnung für etwas Düsteres darunter. Kanes Gesang gleitet mit kühler Gelassenheit über den Mix, doch die Risse hört man, wenn man genau hinhört. Das Arrangement pulsiert wie ein Stroboskoplicht in einem verlassenen Lagerhaus-Club es wirft in plötzlichen Lichtblitzen versteckte Wahrheiten auf. Man spürt, dass der Protagonist des Songs dem Absturz immer nur einen halben Schritt voraus ist, den Reuegedanken davonläuft angetrieben vom Rhythmus. Ein Meisterstück, wie Popmusik mehr bedeuten kann, als sie vordergründig sagt. Visuell treibt Kane das Konzept bis an die Grenze. Das selbst inszenierte Video ist ein rastloser Fiebertraum aus Exzess und Leere. Figuren treiben durch Neonflure, verschmiertes Make-up, flüchtige Lächeln jedes Bild ein Geständnis im stroboskopischen Wahnsinn. Es ist kein Spektakel um des Spektakels willen; die wirren Schnitte und grellen Farben spiegeln die manischen Höhenflüge wider, die die Lyrics erzählen. Kane zeigt uns nicht nur die Party – er zeigt uns das hohle Echo, wenn das Licht wieder ausgeht.


Mit den bevorstehenden Club-Remixen beweist „Ratbag Joy“, dass der Song mehr als eine Dimension hat. LOVE FOUNDATION, Ruff Loaderz und Red Man Runs werden die Single sicher in neue Formen biegen, doch der Kern bleibt: Kanes Weigerung, die Wahrheit zu beschönigen. Hier steckt eine mutige Ehrlichkeit, die Dance-Music sonst oft umgeht. Dass der Song Tanzflächen füllt und dabei unbequeme Wahrheiten ins verschwitzte Ohr flüstert, ist genau der Punkt. Musik für die Unvernünftigen und die Selbstreflektierten, für die Fröhlichen und die Zerbrochenen zugleich. Mit „Ratbag Joy“ festigt The New Citizen Kane seinen Platz als Architekt des Widerspruchs. Er jagt keinen Trends hinterher – er stößt sie vom Abgrund, um zu sehen, ob sie fliegen. Wenn das nur das zweite Kapitel von Psychedelika ist, dann verspricht das Album eine kaleidoskopische Reise durch schöne Ruinen. Kane hat seinen Sweet Spot gefunden: im Spannungsfeld zwischen Leichtsinn und Bewusstsein. Und wenn wir Glück haben, verlässt er dieses Drahtseil noch lange nicht.



SCHRIFTSTELLER: Carl

 
 
 

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