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,,STARDUST BEAR BAZAAR, Pt 2” von New Laconia

  • Autorenbild: CARL
    CARL
  • 16. Juli
  • 2 Min. Lesezeit
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New Laconias ,,Stardust Bear Bazaar, Pt. 2” ist ein waghalsiger Sprung in den Grenzbereich, in dem Musik aufhört, bloßer Klang zu sein, und sich in eine fühlende Brücke zwischen Dimensionen verwandelt. Vom ersten geisterhaften Ton an zieht Alex Syniakov die Zuhörer hinein in den unheimlichen Schein seiner interdimensionalen Taverne, in der sich die Zeit in sich selbst faltet und die Realität wie ein Band in der Schwerelosigkeit abrollt. Der Bär, dieser rätselhafte Hüter der Portale, wird zugleich Mythos und Führer, der uns tiefer in eine Klanglandschaft lockt, die lebendig wirkt atmend, sich wandelnd und flüsternd von fernen Galaxien. Dieses neue Kapitel wagt sich weit über die Detektiv-Noir-Energie seines Vorgängers hinaus und taucht kopfüber in ein Reich ein, in dem Figuren so veränderlich sind wie die Musik selbst. Der Fremde staubbedeckt, orientierungslos und mit dem Widerhall ganzer Sternensysteme in seinen Schritten tritt als Chiffre für die eigene Entwurzelung des Hörers auf.

Währenddessen zieht die Zeit dieser unheilvolle Strippenzieher die Schlingen enger und verwandelt das Gewebe der Portale in unberechenbare Labyrinthe.


Diese erzählerischen Unterströmungen sind keine bloße Verzierung, sondern in die Melodien eingewoben, die einen durch Momente ruhiger Nachdenklichkeit tragen, nur um einen in schwindelerregende Ausbrüche klanglicher Anarchie zu schleudern. Gerade in diesem Chaos glänzt Syniakovs kaleidoskopische Produktion besonders. Mal windet sich ein klagendes Saxophon durch eine Atmosphäre voller Moll-Akkorde, dann tanzt ein verzerrtes Akkordeon neben arabischen Skalen, die wie Funken gegen das dunkle Firmament sprühen. Der Gesang, luftig und doch kantig, wirkt wie ein geisterhafter Chor, der einen immer tiefer in diesen Kaninchenbau aus wechselnden Genres und unerwarteten rhythmischen Brüchen lockt. Jedes Instrument erscheint wie eine Figur in der Geschichte ein Schauspieler, der eine entscheidende Zeile spricht, bevor er im Nebel verschwindet. Wo sich viele experimentelle Projekte in ihrer eigenen Abstraktion verlieren, bleibt ,,Stardust Bear Bazaar, Pt. 2” durch sein unheimliches Gefühl für Ort verwurzelt. Die titelgebende Kneipe ist weniger ein Schauplatz als vielmehr eine Stimmung ein Zufluchtsort, zusammengefügt aus schwebenden Pianoklängen und gebrochenen Beats.

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Selbst wenn das Tempo in Stille zerfällt, spürt man die stille Präsenz des Bären hinter der Theke, wie er ein Glas poliert und dabei zusieht, wie sich das Multiversum um ihn herum biegt und windet. Es ist ein klanglicher Zufluchtsort für die Verlorenen, die Neugierigen und die still Mutigen. Als Ausblick auf New Laconias kommendes Debütalbum ist diese Single eine kühne Absichtserklärung. Sie verspricht nicht nur mehr Musik, sondern ein ganzes narratives Ökosystem, in dem Sci-Fi-Gleichnisse und Genre-Anarchie zu etwas radikal Eigenem verschmelzen. ,,Stardust Bear Bazaar, Pt. 2” lädt nicht bloß zum Zuhören ein es fordert einen auf, durch das Portal zu treten und zu verweilen, bis das eigene Gefühl für Zeit, Raum und Song für immer, auf köstliche Weise, aus den Fugen geraten ist.




SCHRIFTSTELLER: Carl

 
 
 

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