„GOD OF THE DEAD“ von Rosetta West
- CARL

- 6. Aug.
- 2 Min. Lesezeit

Rosetta Wests „God of the Dead“ ist eine kühne, rauchgeschwängerte Predigt vom Rand des Abgrunds eine Mischung aus Kneipenblues, mystischer Poesie und hemmungsloser Wildheit. Mit einer klanglichen Farbpalette, die die entfesselte Energie des Garagenrocks mit der ehrlichen, schmutzigen Authentizität des Delta-Blues vereint, tritt diese Band aus Illinois nicht einfach nur auf sie beschwört. Joseph Demagore beherrscht jede Sekunde wie ein Prophet in Lederjacke, ruft Geister des Heiligen wie des Profanen herbei und entfaltet über fünfzehn rauschhafte Tracks eine Intensität, die knistert. „Boneyard Blues“ bittet nicht um Erlaubnis der Song tritt die Tür mit einem urzeitlichen Knurren ein. Die verzerrten Gitarren klingen, als würden sie durch uralte Lautsprecher bluten, während das Schlagzeug wie ein Leichenzug durch die Unterwelt stampft.
Demagores kehliges Heulen lässt jede Zeile wie ein Geständnis im Sturm erscheinen. Es ist nicht poliert, aber es ist echt ein Track, der nach Benzin und Geistergeschichten riecht. Dann kommt „Tao Teh King“, ein vor Selbstbewusstsein triefender Abstecher mit verschmitztem Rhythmus und philosophischem Unterton. Dreckig, aber verspielt, verschmilzt er spöttischen Blues mit einem Hauch Garagen-Funk und verbindet metaphysische Gedanken mit einem Chorus, der einem in die Knochen fährt. Es ist, als fände jemand die Erleuchtung in einer Spelunke uralte Weisheiten, verpackt in donnernde Hooks. Rosetta West geht kein Risiko aus dem Weg und genau das macht ihren Reiz aus. Die strukturelle Ambition des Albums steht der klanglichen in nichts nach. „Susanna Jones, Pt. 1“ und „Pt. 2“ entfalten sich wie ein modernes Volksmärchen, das sich über Rillen aus Vinyl erstreckt.

Figuren tauchen auf, verschwinden und kehren zurück Geister, eingebrannt in Verzerrung und Zeit. Es ist keine Erzählung um der Geschichte willen es ist Storytelling als Beschwörung, bei dem jede Rückkehr zu einem Motiv wie eine Séance wirkt. Die Band versteht Spannung, Timing und die bittersüße Befriedigung des Auflösens. Mit „Midnight“ zeigt Rosetta West schließlich ihr blutendes Herz. Nach all dem Lärm und Chaos ist dieses Finale eindringlich in seiner Zurückhaltung. Hallende Pianoklänge legen sich unter klagende Gitarrenlinien, und Demagore singt so roh, dass die Stimme fast zerbricht. Es ist ein würdiger Abschluss eines Albums, das hell brennt und eine Rauchspur hinterlässt eine dunkle, elektrische Pilgerreise durch Klang, Erzählung und Seele.
SCHRIFTSTELLER: Carl





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