„LANTERN” von Tomonori
- CARL

- 16. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen

Tomonoris neue Single „Lantern“ erscheint wie eine surreale Fata Morgana leuchtend, wandelbar und unmöglich festzuhalten und dennoch zutiefst menschlich im Kern. Der japanisch-irische Künstler hat Musik schon immer als Werkzeug für philosophische Fragen genutzt, und auf diesem Track dehnt er diese Linse zu etwas nahezu Filmischem aus. Bereits in den ersten Sekunden deutet „Lantern“ auf eine Welt hin, in der Erinnerung, Empfindung und Emotion wie Wellen im dunklen Wasser ineinanderfließen und den Hörer zu etwas Halbvertrautem, Halberträumtem führen. Die Produktion gemeinsam mit dem platinprämierten französischen Produzenten YDTHXGRT entwickelt pulsiert voller unruhiger Neugier. Afropop-Rhythmen flackern unter luftigen Indie-Pop-Melodien, während elektronische Texturen wie plötzliche Farbstöße auftauchen und wieder verschwinden. Jeder Klang wirkt zugleich spontan und durchdacht, wie ein Spiegel für die Art und Weise, wie man zwischen Klarheit und Verwirrung driftet, wenn man verborgene Wunden erforscht.
Der Song folgt keinem vertrauten Muster; er glimmt, dehnt sich aus und zieht sich zusammen wie die schwebende Lichtquelle, auf die sein Titel anspielt. Am auffälligsten ist jedoch die emotionale Schwere, die in Tomonoris federleichter Darbietung steckt. Seine Stimme trägt eine sanfte Dringlichkeit, als wollte er ein flüchtiges Gefühl einfangen, bevor es sich auflöst. In den Textzeilen prallen sensorische Fragmente aufeinander Sand unter den Füßen, flimmerndes Rauschen, imaginierte Tiefseekreaturen und erschaffen eine Unterwasser-Traumlandschaft, in der Wachsamkeit und Verletzlichkeit ineinander übergehen. Er beschreibt das Trauma nicht direkt; stattdessen ruft er die Atmosphäre hervor, die es umgibt: die Desorientierung, die Schönheit, die Schwerelosigkeit, die leise Beklemmung. Während sich „Lantern“ entfaltet, verwandelt sich der Track weniger in einen Song als vielmehr in einen Ort. Er ist immersiv fast greifbar und lädt dazu ein, gemeinsam mit den wechselnden Bildern zu treiben.

Der Beat bewegt sich mit einer schwerelosen Leichtigkeit, während die Harmonien sich wie Strahlen durch trübes Wasser ziehen und Momente der Erleichterung bieten. Eine elegante Spannung zwischen Helligkeit und Unbehagen entsteht, ein Tanz zwischen Unschuld und Selbstreflexion, der dem Stück seine emotionale Tiefe verleiht. In den letzten Momenten hat Tomonori etwas geschaffen, das sowohl zutiefst persönlich als auch erstaunlich universell wirkt. „Lantern“ markiert ein ehrgeiziges neues Kapitel auf dem Weg zu seinem zweiten Album Hypernonchalant und verspricht eine Ära voller mutiger Experimente und philosophischer Lyrik. Es ist ein Song, der nicht nur erleuchtet er bleibt zurück, sanft nachglimmend im Geist, lange nachdem der letzte Ton verklungen ist.
SCHRIFTSTELLER: Carl





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