„PSYCHEDELIKA Pt. 1" von The New Citizen Kane
- CARL

- vor 18 Minuten
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„PSYCHEDELIKA Pt. 1" ist weniger ein Album als vielmehr ein Riss in der Atmosphäre. The New Citizen Kane lädt nicht in eine Welt ein er zerlegt die, die du kennst, und baut sie mit schärferen Farben, fremderen Kanten und einem Puls neu auf, der wie aus einer anderen Dimension entliehen wirkt. Jeder Track ist ein Fragment einer größeren Psyche, zusammengenäht mit fieberhafter Präzision. Die Platte verhält sich wie ein Traum, dem man nicht ganz traut, aus dem man sich aber auch nicht lösen kann. Der Eröffnungsmoment, „Welcome to Psychedelika“, wirkt wie eine Tür, die sich selbst entriegelt. Die Stimme gleitet hinein wie Weihrauch weich, rituell, eher gehaucht als gesungen. Es ist das Gefühl, unbekannten Boden zu betreten und gleichzeitig zu wissen, dass man ihn verändert verlassen wird. Gleich danach schwebt „I Don’t Need to Say“ heran wie ein Geheimnis, das zwischen zwei Menschen geteilt wird, die sich ohne Worte verstehen. Darunter liegt ein zarter Schmerz, eine Weichheit, die nie ganz bricht, aber an den Rändern zittert.
„Here, Now“ zieht den Fokus zusammen wie eine Kamera, die plötzlich ins Jetzt zurückspringt. Es fühlt sich an, als würde man völlig still in einem chaotischen Raum sitzen und Atem wie Körper neu entdecken. Danach tritt „My Muse“ ein, warm wie der erste Sonnenaufgang nach wochenlangem Grau ein Wiederentfachen, eine kleine Auferstehung, verkleidet als Song. Die Stimmung zersplittert und setzt sich neu zusammen in „Heads Are Round“, einem ruhelosen, gedankenschnellen Elektronikwirbel, der Logik in Rhythmus krümmt, wie Gedanken, die schneller laufen als der Körper folgen kann. Mit „San Diego“ verschiebt sich die emotionale Farbe erneut ein Erinnerungsporträt, das leuchtet, obwohl es schmerzt. Es ist filmisch, sonnendurchzogen, heimgesucht von allem Ungesagten. „Eyes Wide Shut“ tritt direkt in die Falle der Versuchung, texturiert mit einem verführerischen Puls, der genau weiß, wie gefährlich er ist.

„Subconscious“ sinkt tiefer in Impulse, die normalerweise eingeschlossen bleiben ein sinnlicher Unterstrom, zugleich enthüllend und verstörend. Dann folgt „Well, Damn! Here You Are“, ein glitzernder Moment der Selbstsabotage, ein Dancefloor-Rückfall, der süß und bitter zugleich schmeckt. Theatralisch wird es mit „Whispering Tango“, einem Tanz der Fehlkommunikation, bei dem jeder Schritt wie ein halbfertiger Satz wirkt. „Push the Fear Out“ bricht in Bewegung aus, verwandelt Angst in Antrieb und Zweifel in Rhythmus. Direkt darauf entkleidet „Bite the Bullet“ alles Überflüssige eine harte Wahrheit ohne Polsterung, das emotionale Äquivalent von kaltem Metall zwischen den Zähnen. „As Within So Without“ weitet die Perspektive erneut in Verletzlichkeit, eine Reflexion darüber, wie das Selbst in den Menschen zerfließt, die wir lieben.
Ein Ausbruch surrealen Humors folgt mit „It’s Saturday & I’m High“, wo Chaos zu Kommentar wird und Absurdität plötzlich tief wirkt. „Café Life“ tritt hinaus, um die Menschheit aus ruhiger Distanz zu beobachten zärtlich, ironisch, fast dokumentarisch. „Ratbag Joy“ explodiert in taumelnder Ekstase, ein Fest des Lachens, das etwas Hohles überdeckt, eine Feier am Rand des Zusammenbruchs. Und schließlich beschließt „Afterglow“ die Reise mit einem dünnen, bebenden Licht dem, das nach einem emotionalen Sturm in der Luft hängen bleibt. The New Citizen Kane hat einen psychologischen Atlas erschaffen, gezeichnet in Neon, Schatten und Aufrichtigkeit. „PSYCHEDELIKA Pt. 1" bildet Emotionen nicht nur ab es ordnet sie neu. Es ist der Klang eines Menschen, der die innere Wildnis kartiert und zurückkehrt mit dem Beweis, dass jede Widersprüchlichkeit dennoch schön sein kann.
SCHRIFTSTELLER: Carl





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