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„VISSA DAGAR" von Jens Gustavson

  • Autorenbild: CARL
    CARL
  • vor 10 Minuten
  • 2 Min. Lesezeit
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Jens Gustavsons „Vissa dagar" erscheint wie ein stilles Signal aus einer abgelegenen Hütte gelassen, ungeschliffen und auf seltsame Weise fesselnd. Anstatt nach Studio-Glanz zu streben, setzt Gustavson auf eine intime Rohheit, die wirkt, als wären die Songs im selben Raum aufgenommen worden, in dem sie entstanden sind. Die acht Titel des Albums bilden eine kleine Konstellation von Momenten, jeder mit einem eigenen, leisen Glimmen. Man hört diese Platte nicht einfach man lässt sich in sie hineinfallen und erlaubt ihrer Atmosphäre, langsam durchzusickern. „Humlor" öffnet die Tür behutsam und tauscht Effekthascherei gegen Textur. Die Gitarren schwingen mit einem sanften Kratzen und erzeugen das Gefühl, durch kühle Morgenluft zu gehen, noch bevor die Welt richtig erwacht. Die Musik besitzt eine wandernde Seele, die Blues und ländliche Folkeinflüsse streift, ohne sich vollständig einem davon zuzuordnen.


Gustavsons Stimme, beständig und leicht heiser, wirkt weniger wie ein Erzähler und mehr wie ein Begleiter auf einem langsamen, nachdenklichen Weg. Im weiteren Verlauf vertieft der Titeltrack die Stimmung. Es fühlt sich an, als würde jemand gedankliche Schubladen öffnen Erinnerungen, Fragen, unvollendete Gespräche und dies mit ruhiger Akzeptanz statt Unruhe tun. „Kommer hem" und Huset erweitern dieses emotionale Terrain und berühren die Landschaften von Zugehörigkeit und dem stillen Gewicht des Alltags. Sie bewegen sich im Rhythmus von Räumen, Türen, vertrauten Gerüchen jener intimen Architektur, die einen Menschen stärker prägt, als ihm bewusst ist. In der Mitte des Albums erscheint „Vals för utmattade" als ein Moment so zerbrechlicher Verletzlichkeit, dass man sich fast scheut, zuzuhören.

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Das Stück treibt wie ein flüchtiger Gedanke, eingefangen kurz bevor er sich auflöst. „Chant" hingegen beschließt das Album mit einer ruhigen, leuchtenden Präsenz. Es ist weder groß noch feierlich, doch trägt es ein sanftes Glimmen als hätte Gustavson eine Laterne entzündet und sie weiterbrennen lassen, nachdem er hinausgetreten ist. Zusammen genommen ist „Vissa dagar" weniger eine Sammlung von Liedern als ein schwebender Zustand, ein Ort, an dem Schlichtheit emotionale Wahrheiten schärft. Das Album fordert keine Aufmerksamkeit; es lädt leise dazu ein. Und gerade in dieser sanften Einladung liegt seine Kraft: Gustavson zeigt, wie viel sich mit minimalen Gesten sagen lässt, wie ein spärliches Arrangement das Herz eines Songs freilegt und wie die kleinsten Details den tiefsten Eindruck hinterlassen können.




SCHRIFTSTELLER: Carl

 
 
 

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